Die Selbstständigkeit ist für mich eine neue Erfahrung, die ich natürlich gerne mit Familie, Freunden und Bekannten teile. Nun kam in einigen Gesprächen heraus, dass gar nicht immer so genau klar ist, was ein Lektorat eigentlich macht. „Was machst Du denn als Lektorin genau?“ war die am häufigsten gestellte Frage. Ja, wozu soll ein Lektorat schon gut sein!? Eigentlich schreibt doch die Autorin oder der Autor einen Text, der dann gedruckt und letztlich verkauft werden kann….eigentlich.

Tatsächlich gehören weitaus mehr Schritte zur vollständigen Produktion eines Buches (oder auch Publikation, wie es in der Literaturwelt heißt). Deshalb gibt es in einem Verlag diverse Abteilungen, die sich ausschließlich mit der Produktion einer Publikation und nicht mit den verlags-internen Abläufen beschäftigen. So kümmern sich Vertrieb, Marketing, Druck und eben das Lektorat um die Herstellung und den Verkauf einer Publikation. Mitarbeitende des Lektorats „operieren dabei am offenen Text“. Dieser Text wird von den AutorInnen oft als Manuskript eingereicht. Das Manuskript bildet die wesentliche Arbeitsgrundlage, wenn es um das Publizieren von Texten geht. Da dieses Thema aber einen eigenen Blogeintrag wert wäre, will ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.
Lektoren und Lektorinnen beschäftigen sich also mit dem Manuskript, das ein Autor oder eben eine Autorin im Vorfeld erstellt haben. Hier wird grob zwischen drei Tätigkeiten unterschieden: (1) rechtschreibliche und grammatische, (2) stilistische und (3) inhaltliche Verbesserungen.
Wird ein Text auf Rechtschreibung und Grammatik überprüft, ist die Rede von einem sogenannten Korrektorat. Die beliebtesten Fehlerkategorien betreffen die Zeichensetzung und die Deklination von Substantiven und Artikeln. Auch Flüchtigkeitsfehler sind in jedem Text zu finden.
Das stilistische Lektorat beschäftigt sich nicht ausschließlich mit dem Sprachstil eines Textes, der dennoch essentiell ist, weil er gleich mehrere Abhängigkeiten aufweist. Bei der Wahl des Sprachstils kommt es vorrangig auf die Zielgruppe des Textes an. Aber auch die Nachricht des Textes, die Persönlichkeit des Autors und sogar das Textdesign spielen entscheidende Rollen bei der stilistischen Überarbeitung.
Last but not least und sozusagen die Königsklasse des Lektorats ist die inhaltliche Überprüfung eines Textes. Uns allen ist bewusst, – oder sollte es zumindest – dass jeder und jede alles im Internet veröffentlichen kann. Das zieht natürlich eine nicht unerhebliche Gefahr nach sich, wie in der öffentlichen Debatten deutlich zu erkennen. Viele Schreibende greifen daher auf ein inhaltliches Lektorat zurück, dass nicht nur auf Logikfehler innerhalb des Textes achtet, sondern auch konsequent im Hintergrund recherchiert, ob das Geschriebene auch tatsächlich auf realen Fakten basiert. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass diese Form des Lektorats sehr gerne von Wissenschaftlern und Journalisten angefragt wird.
Die Bearbeitung des Manuskripts nimmt ungefähr 60% der Arbeitszeit einer Lektorin in Anspruch. Zu den Aufgaben des Lektorats gehört weiterhin die Zusammenstellung eines Lektorats- bzw. Verlagsprogramms, bei dem bestimmt wird, welche Themengebiete und -schwerpunkte in das Portfolio eines Lektorats oder Verlags mit aufgenommen werden. Ein Lektorat begleitet Schreibende vom Skript zur Veröffentlichung und übernimmt das Publikationsmarketing, das in einigen Fällen sogar Fähigkeiten des Veranstaltungsmanagements fordert.
Es stimmt also: Als Lektorin verbringe ich den Großteil meiner Arbeitszeit mit dem Lesen und Überprüfen von Texten. Aber eben auch Projektmanagement, externe Kommunikation, Design sowie Ausdauer und Kreativität gehören zum Berufsbild einer Lektorin.
Bleibt neugierig! Eure AL