„Der Comic ist im Kommen.“ Dieser Satz fand schon ab 1913, mit der Veröffentlichung des Comics “Krazy Kat” immer mehr Anwendung in der Alltagssprache. Die Leserschaft der Comics wächst mit der Komplexität der Aufgaben der Gesellschaft. Besonders in Zeiten von Krisen oder der politischen Instabilität bekommen Comicgeschichten besondere Aufmerksamkeit. 2016 hat sich diese These einmal mehr bestätigt. Nach der letzten us-amerikanischen Präsidentschaftswahl erlebte der Comic weltweit eine Renaissance. Marvel, DC.Comics und Co veröffentlichten in den letzten vier Jahren zahlreiche Kinofilme. Gleichzeitig steigt die Zahl der unabhängigen Autoren ins Unermessliche und wir können uns regelmäßig an neuen Geschichten unserer Lieblingshelden erfreuen.
Der Comic ist das Medium der Superhelden. Auserwählte Menschen (oder wahlweise auch Aliens, wie Superman selbst einer ist) mit außergewöhnlichen Fähigkeiten bewahren eine Stadt, ein Land oder auch mal das gesamte Universum vor dem sicheren Untergang. Diese Geschichten lösen bei der Leserschaft häufig ein „alles-wird-gut“-Gefühl aus, weswegen sich der Comic an wachsender Beliebheit erfreut.

Norm ist der Name des Superhelds des gleichnamigen Comicbuches, das im Dezember 2019 von Carmen Draxler und Kurtis Sinclair realisiert und beim Verlag LUCIA publiziert worden ist.
Die Geschichte beginnt mit einem Ping-Pong-Spiel. Norm liefert sichmit einem Freund ein herausragendes Match. Mitten im Spiel wird Norm von dem Ping-Pong-Ball getroffen, der äußerst kraftvoll von seinem Freund über die Platte geschmettert wird. Und nun passiert es; Norm wird herumgeschleudert, verliert die Orientierung, gerät in eine Art Strudel und befindet sich nur einen Augenblick später in einer anderen Dimension!
Auf seiner Reise wird er noch drei weitere Dimensionen durchkreuzen, eine schillernde als die andere. Norm begegnet fantastischen Lebewesen, mit abstrakten Körpern. In unwirklichen Szenerien entdeckt er Pflanzen, die mit den Exemplaren auf der Erde rein gar nichts gemein haben. Norm muss sich nun außerdem intergalaktischen Lebenswelten stellen, deren plastische Darstellung bei der Leserschaft ein äußerst unangenehmes Gefühl hinterlassen dürfte.
Es ist also kein Wunder, dass auch die Haptik des Comics NORM von den Künstlern sorgsam konzeptioniert wurde. Der Hartcover-Einband enthält keine einzelnen Seiten, sondern farblich und thematisch abgestimmte Leporello.

Leporellos sind posterähnliche Comicstrips, die aus dem Hardcover herausgenommen und so detailliert betrachtet werden können.

Mit einem Ideenreichtum, der keine Grenzen zu kennen scheint und einer spitzen Abstraktion unserer Gesellschaft, hat das Künstlerduo Draxler und Sinclair ein aufregendes Universum geschaffen. Kunst ist hier auch schon das Stichwort. Die Darstellungen sind ganz nebenbei komplett analog und in Handarbeit entstanden. Dazu gehören jeder einzelne Strich und jede noch so sonderbar erscheinende Form der Kolorierung.
Dieses Comic gehört in jede gut sortierte Superhelden-Sammlung und richtet sich natürlich nicht nur an die junge Leserschaft unter uns.
Bleibt gesund! AL